Demo für ein besseres Gefühl

Das stehen wir also an einem strahlend sonnigen Oktobervormittag an der Weltkugel in der Franz-Josef-Straße in Salzburg.  Wir schreiben das 21. Jahrhundert, man bereitet sich auf die erste Marsexpeditionen vor, Menschen verhungern in Ostafrika, ein unverschämter Geldpöbel plündert die Welt. Zu viele Volksvertreter sind in Korruptionsaffairen verstrickt. Da stimmt doch etwas nicht. Wutbürger sind hier keine zu sehen, an der symbolträchtigen Weltkugel vor der Nationalbankfiliale an der Franz-Josef-Straße in Salzburg. Noch nicht. Die Feinde unserer Volkswirtschaften haben keine Namen sind unsichtbar und treiben uns wie eine Schafherde vor sich her. Saubermänner- und frauen aus Wirtschaft und Politik verkünden einen Wertekanon der Fairness, Menschlichkeit und sozialer Verantwortung verspricht. Hinterrücks verraten sie ihn durch zweifelhafte Geschäfte und Kumpaneien. Es ist meine erste Demo, ich bin fasziniert. Kinder tollen zwischen TransparentträgerInnen herum und ein paar Senioren unterhalten sich funkelnden Auges mit Attac-Aktivisten.  Stehe heute hier, weil ich in meiner Ratlosigkeit nicht alleine sein will. Die professionelle Welterklärer der Medien erzählen uns Widersprüchliches zur Befindlichkeit unserer Zivilisation. Wie immer weiss nur der Boulevard wo es lang geht. Vorsichtig wird das Sozialsystem herunter gefahren, diskret die Gebühren erhöht und die Inflation klein gerechnet. Das Aus für Saus und Braus? Ich bin dabei! Was wir jahrzehntelang für sozialen Fortschritt gehalten haben, war eben nur ein Irrtum. Jetzt kommt der harte Reset. Zurück zur Bescheidenheit? Gut. Aber dann alle. Auch die Maßlosen und Hochmütigen. Mein Bauchgefühl treibt mich her, weil mir mein Verstand zur Zeit keine Orientierung bietet. Kleine, Große, Junge, Alte, Demoprofis mit Transparenten und solche wie ich, die nicht genau wissen was eigentlich zu tun ist sind hier versammelt. Also stehe ich die ersten Minuten einfach nur herum. Und spür‘, whow, das hat was. Da sind Leute, die sich nicht kennen, trotzdem freundlich und locker miteinander kommunizieren und kleine Grüppchen bilden. Viele, so erfahre ich mit der Zeit , treibt die gleiche Unsicherheit auf die Straße. „Unsere Eliten funktionieren nicht mehr so gut, wir müssen selber etwas tun“, hört man und „aber was und wie?“.  200 waren es in Salzburg. So viele wie in Paris und lauf Spiegel > doppelt so viele als in Tokio. 200, das ist für Salzburg eine ganze Menge und vermutlich erst der Anfang.

Links:

Attac Salzburg >

Im Standard: Europäische Wertestudie 2008 >

Foodwatch: Wer den Hunger macht >

Spiegelreport: Banken mitschuld an Hungersnöten >

Occupy Bewegung. Artikel in der „Süddeutschen“ >

Christian Böhme (The European) im Standard >

 

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