Klangbotschaft

Unter dem Übergang von Kapitelplatz zum Domplatz bringt eine elektrische Violine ein wenig dünn das Ave Maria. Ergriffen sind nur die Strategen des nahen Riesenschachs von der Genialität ihrer Züge. Dann höre ich es. Oder spüre ich es? Vom Asphalt kriecht ein Vibrieren über meine Beine und verteilt sich mit jedem Schritt schneller auf meinen ganzen Körper. Dann sehe ich ihn, den Didgeridoo > Spieler, angelehnt an ein buntweihnachtliches Plakat des Salzburger Christkindlmarktes. Der Dom dahinter steht für ein vorheriges Kapitel und vielleicht für ein übernächstes. Das fremde Instrument erzählt uns mit der ungestümen Kraft uralter Mythen vom Jetzt und seiner stampfenden Verwandlung zu einem wilden Morgen. Viele Menschen verharren. Manche gehen ein paar Schritte und kehren wieder zurück. Was ist das, was alle so gebannt zuhören lässt. Ist es das kollektives Spüren einer Veränderung, eine die schon stattfindet und über die niemand berichtet? Ich werfe wie viele andere eine Münze in sein kleines Sammeltäschchen und gehe nachdenklich weiter. Was für ein Tag, die tiefe Sonne wirft lange Schatten über die belebten Plätze und leuchtet in fröhliche Gesichter.

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