Brisant: Am Vorabend von 1984

fingerprint225Die Leopold Kohr Akademie > gibt ein brisantes Dokument heraus. Es ist die Übersetzung einer Rede Leopold Kohrs die er anlässlich der Verleihung des Alternativnobelpreises vorgetragen hat. Das war vor 30 Jahren, am 9.12.1983. Der Titel: „Am Vorabend von 1984“.Die Rede gab’s nur auf englisch („The Eve of 1984“). Nun erscheint sie erstmals in deutsch. Passend zu dem Jahr, in dem Edward Snowden die Praktiken der NSA offenlegt. 1984 ist keine Vision, sondern Realität.

 1984 – der legendäre Roman von George Orwell – zeichnet das visionäre Bild eines totalitären Präventions- und Überwachungsstaates. Nach Bekanntwerden des PRISM- Überwachungsprogramms des US-Geheimdiensts NSA im Juni 2013 erlebte das Buch in den USA und Großbritannien ein Revival.

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Georg Orwell
1903 – 1950

Leopold Kohr und George Orwell waren Reporter im Spanischen Bürgerkrieg 1937 und teilten sich ein internationales Pressebüro mit dem späteren Literaturnobelpreisträger Ernest Hemingway und dem französischen Literaten, Existentialisten und späteren Politiker André Malraux. Kohr und Orwell treffen sich in Valencia eine Woche lang jeden Tag, diskutieren und philosophieren miteinander über Szenarien der Zukunft, Überwachungsstaat und Massengesellschaft. Kohr: „Über dem Hauptplatz von Valencia hing ein großes Plakat: Die Leute sollen sich daran erinnern, dass der Feind nur 150 Kilometer entfernt sei. Das haben wir kommentiert. Nicht 150 Kilometer ist er entfernt! Er ist schon da, mitten unter uns! Es ist eine andere Art von Feind: Die Kontrolle in der Massengesellschaft.“ 1947 erscheint George Orwells „1984“. Im Jahr 1957 erscheint Kohrs zentrales Werk „The Breakdown of Nations (Das Ende der Großen).“

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Leopold Kohr 1909 – 1994

Am 9. Dezember 1983 erhält Leopold Kohr den alternativen Nobelpreis (Right Livelihood Award) für seine „… frühe Inspiration der Bewegung für ein menschliches Maß“ („…for his early inspiration of the movement for a human scale“). In seiner Dankesrede – jetzt erstmals ins deutsche übersetzt – „Am Vorabend von 1984 „ warnt er eindringlich vor den Folgen zentralisierter Gesellschaften – ob rechts oder links – und ihrer Tendenz zur allgegenwärtigen Überwachung. Der Ausweg: Aufteilung zu groß geratener Strukturen in überschaubare Einheiten.

 2013 – 30 Jahre später – deckt Edward Snowden – Mitarbeiter des US-amerikanischen Nachrichtendienstes NSA (National Security Agency) – die Überwachung der weltweiten Internet- und Telefonkommunikation sowie das noch umfassendere britische Überwachungsprogramm TEMPORA auf.

 Tauriska & Leopold Kohr Akademie nehmen das 30 jährige Jubiläum der Preisverleihung zum Anlass Leopold Kohr’s Dankesrede „Am Vorabend von 1984“ erstmals auf deutsch zu publizieren.

 

Die Rede – in deutsch und englisch – gibt es auf der Internetseite der Leopold Kohr Akademie zum freien Download >

Zum Thema:
TheGuardian (This economic collapse is a ‚crisis of bigness) >

Edward Snowden’s Christmas Message (YouTube) >

Artikel zu Snowden’s Weihnachtsansprache in der FAZ >

 

Für die Leopold Kohr Akademie
Susanna Vötter Dankl, Christian Vötter und Günther Witzany

(Cover Artwork by © Jürgen Fälchle – de.fotalia.com – Foto by Leopold Kohr Akademie)