Pinzgauer Apfelschokolade

Zu Schokolade habe ich eine innige Beziehung. Nicht in der Art wie sie ErnährungsberaterInnen vorschlagen: „Schieb dir mit spitzen Fingern ein winzig kleines Stück in den Mund und lass es dort drei Tage und drei Nächte zergehen …“ Dieser homöopathische Schokoladehimmel ist mir zu wenig. Ich bin ein „Wilde-Lust-Genießer“. Ich brauche den ganzen Mundraum voll mit der dunklen Verheißung um mich ganz der Agonie einer verbotenen Begegnung hinzugeben. Doch dann traf mich eine neue Erfahrung wie der sprichwörtliche Blitz aus heiterem Schokoladehimmel …

Am Donnerstag, den 16. Dezember 2010 wurde alles anders. An diesem Tag besuchten mich Susanna Vötter-Dankl und Ihr Mann, Christian Vötter, zum alljährlichen Weihnachtsgespräch in Taxham. Die beiden sind die einfallsreichen und umtriebigen Verwalter des Tauriska-Projektes > und der Leopold Kohr Akademie >, für die ich ein paar Jahren tätig sein durfte. Susanna drückte mir eine große, grüne Schachtel in die Hände und lächelte dabei voller Stolz. Ich ahnte schon, durch die Erfahrung vorangegangener Jahren, gleich werden sich die Schätze des Pinzgaues vor mir ausbreiten. Und tatsächlich, neben im Apfeltrester gepökeltem, feinstem Rinderspeck >, Pinzgauer Bergsalami >, knackigen, getrockneten Apfelringen und dem Lieblingsgetränk meiner drei Nachbarkinder, dem Apfelsaft der Bramberger Obstpresse >, vollendete diesmal eine Tafel Apfelschokolade die Gaben aus dem Pinzgau.

Schokolade versetzt mich innerhalb von Sekundenbruchteilen in den Turbomodus. Ritsch, ratsch riss ich rücksichtslos die so liebevoll gestaltete Packung entzwei. Als ich, wie es meine Art ist, gierig an einer Riegelhälfte zu kauen begann, hörte ich plötzlich die dröhnenden Hufe panisch flüchtender lila Kühe, roch den Angstschweiß hunderter belgischer Chocolatiers und vernahm das verzweifelte Stöhnen unserer Gemüse- und Gewürz-Schoko-Avantgarde. Tonnenweise mit Zucker verunreinigter Milchschokolade ergießt sich täglich in die aufgequollenen Leiber der Zuckersüchtigen auf unserem Planeten. Nur ein Konditormeister > aus Wörgl und ein großartiges Freundschaftsprojekt der Regionen leisten Widerstand. Mit einer Kreation, die einer zur Dickmacherin verunstalteten Gattung ihren molligen Charme zurück gibt.

Triumph des Kleinen
Nun, da mir Christian Vötter meinen durch Gier verschwendeten Apfelschokolad‘ durch vier neue Riegel ersetzt hatte (kam trotz Weihnachtstrubel schon heute Früh aus dem weit entfernten Neukirchen am Großvenediger mit dem Postboten), übte ich mich diesmal in der herkömmlichen Art des Genießens. Und siehe da, mit dieser besonderen Schokolade hatte ich auch Erfolg. Sorgsam schiebe ich ein kleines Stückchen dieser Edelkuvertüre von einer Backenhöhle zur anderen, als die obere Schicht zu schmelzen beginnt und sich die leichte Säure der ersten Apfelstückchen mit dem Aroma der Schokolade vermengt, beginnt mein Gaumen zu jauchzen. Syno interuptus. Ich gehe vor die Türe und lass‘ einen Strom kalte Winterluft in den Mundraum fließen um den Höhepunkt dieser Geschmackssymphonie aus frischer Alpenmilch, rotbackigem Bramberger Äpfel, einen Hauch Vanille und edler Kakaobutter hinauszuzögern. Was für eine Schokolade! Sorgsam per Hand temperiert und geschöpft, mit Zutaten aus der Region und einzeln verpackt. Keine Maschinen, die tausende Stück in der Stunde in einen gesichtslosen Massenmarkt rattern. Nur 200 Tafeln pro Vorgang. Bei dieser Köstlichkeit schmeckt man bei jedem Stückchen die Liebe zum Handwerk und das unvergleichliche Aroma unverfälschter, natürlicher Zutaten.

Die Pinzgauer Apfelschokolade gibt es nicht überall und nicht in Überzahl. Wer eine kaufen will, kann bei Christian Vötter > nachfragen, wie man zu einer kommt. Auch für andere regionale Spezialitäten sind er und seine Frau Susanna Vötter-Dankl die richtigen Ansprechpartner.

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