Dummies unter sich

„Ihre Zeit ist unser Business.“ So steht es groß auf der Banderole um ein Buch, das mir dieser Tage unser Briefträger brachte. „Web-Design für Dummies“, sein Titel. Angeekelt schäle ich das „Buch“ aus einer dieser widerlichen Plastikhüllen und siehe da, der feste, wenn auch verdächtig leichte Kartonkörper, entpuppt sich als Attrappe. Keine pfiffige Überraschung, kein Buch, nur eine leere Schachtel.

Während ich fast erleichtert bin, nun doch kein Buch zu diesem dämlichen Titel lesen zu müssen, schießt mir doch eine Frage durch den Kopf. Was macht nun diese schlaue Firma mit den von mir geklauten Minuten? Wenn doch meine Zeit deren Business ist? Kann man etwa die Zeit Anderer stehlen und mit dieser an der Börse spekulieren? Telco’s sind so kreativ und holen mit wenig Leistung unglaublich viel Kohle aus uns heraus. Das ist ihre Spezialität, wie astronomisch hohe Rechnungen belegen die ahnungslose Kunden kassieren. Nur weil sie vielleicht an einem kroatischen Strand beim Surfen im Internet eingenickt sind.
Und übrigens: Trottelige Werbung hat etwas sympathisches an sich. Zeigt sie uns doch überdeutlich wie tröstlich wenig die angeblich cleveren und mit Spezialwissen ausgestatteten Experten der Marketing Abteilungen über unsere Bedürfnisse Bescheid wissen. Von wegen „Satanische Verführer gläserner Konsumenten“. Alles Mythos, wie man sieht. Dazu offenbart ihr Plastikfimmel, Ahnungslosigkeit über das was immer weniger bei uns ankommt: Sinnlose Umweltbelastungen, Verschwendung von Ressourcen, infantile Werbebotschaften und der übermäßige Gebrauch von Anglizismen.

Nchsatz zu Dummies: Was im Deutschen eher wie „mehrere Dummköpfen“ ankommt, in der Autobranche Testpuppen meint, scheint es im Werbedeutsch die Anrede für „absoluter Anfänger“ zu sein.  Im Englischen heisst es laut Leo, dem renommierten Omline Dictionary > noch eine ganze Menge mehr, nur nicht das, womit sich wissbegierige Menschen respektvoll angesprochen fühlen.

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