Endlich ein Zaubertrank für Faule?

Heute starte ich den Selbstversuch mit einer bekannten Beere und vielen Unbekannten. Täglich 20 ml Saft der Aroniabeere > (chokeberry, Apfelbeere) vermischt mit einem Extrakt aus 39 Kräutern, auf nüchternen Magen. Mit so viel Gutem drin, so mein Kalkül, sollte es mir trotz Bewegungsfaulheit, Tabakkonsum, Neigung zu Übergewicht und Stress gelingen ein respektables Alter zu erreichen. 700 ml des leicht herben, tiefroten Tranks gilt es in den nächsten 35 Tagen zu leeren. Vor dem Spiegel trainiere ich schon das höhnische Grinsen, das ich danach den mich ständig überholenden schwitzenden und keuchenden Bewegungsfreaks, hinterher schicken kann.

10.01.2010, 1. Tag
Es wirkt schon, bevor ich meine 1. Dosis zu mir nehme. Durch meine Recherchen im Internet weiß ich jetzt viel mehr über indianische und russische Schamanen, Hildegard von Bingen > und heilsame Kräuter. Der Saft schmeckt interessant. Herbsäuerlich mit einem kraftvollen Aroma. Tief in meinem Inneren gibt es eine Erwartungshaltung. Trotz Wissen über den Humbug der mit Wundersäften aller Art getrieben wird. Trotz Strukturvertrieb und windigen Erklärungen einer Branche, die hauptsächlich eines will: Viel, viel Geld verdienen. Wiewohl,  die sehr schöne und zurückhaltend gestaltete Verpackung meines Zaubertrankes weist korrekt auf Menge und Art aller Inhaltsstoffe hin und bezeichnet den Inhalt klar und gesetzeskonform als Mittel zur Nahrungsergänzung …

11.01.2010, 2. Tag
Ich habe etwas entscheidendes vergessen. Wie soll ich wissen, was der teure Saft (65 Euro pro 700 ml) bewirkt, wenn ich nicht weiß was mir eigentlich fehlt? Also scanne ich imaginär meinen Körper und mach‘ eine Stricherlliste: Zahnschmerzen, Unruhegefühl, ein dunkler Fleck an der rechten Wade, unkontrollierte Muskelkontraktionen nach einem 12 Stunden Computertag, dauerndes herumnuckeln an meinen überlangen Dannemanns, gelegentliche Einschlafprobleme und ein degenerierter Sehnerv am linken Auge. Gut, jetzt ist es öffentlich und niemand wird mich künftig mit einer leistbaren Prämie versichern. Ich greife mir die Saftflasche aus dem Kühlschrank und nehme die vorgeschlagene 20 ml Dosis. Wirkung bis jetzt: Ich hab‘ darüber nachgedacht was mit mir nicht stimmt und meine Versicherungsprämien werden in die Höhe schnellen. Aber – der Saft gibt mir irgendwie das Gefühl beschützter zu sein …

12.01.2010, 3. Tag
Mein Wundersaft hat heute einer Spinne das Leben gerettet. Durch das Lesen der 39 Kräuternamen und Inhaltsstoffe war ich dermaßen auf „Kleines“ eingestellt, dass mir bald danach auch die Spinne in der Badewanne nicht entging. Eigentlich versuche ich alle kleinen Lebewesen die mir unterkommen zu schonen. Vorausgesetzt ich bin schneller als mein Reflex sie wegzuwischen oder zu zerquetschen. Alle dieser Krabbeltiere sind unvorstellbar wundersame Organismen. Ihr perfektes Programm mit dem sie ihrer Aufgabe nachkommen, lassen die Genialität des biologischen Systems auf unserem Planeten durchschimmern. Ich muss schon sagen,  der Saft imponiert mir von Tag zu Tag mehr. Der enthaltene Vitamin B Komplex zur Stärkung des Nervensystems ist höchst willkommen. Denn genau das brauche ich jetzt. Starke Nerven für die bevorstehende Nachzahlung an das Finanzamt.

13.01.2010, 4.Tag
Mit zunehmenden Alter geraten die Serviceabteilungen unserer Zellfabriken ganz schön unter Druck. Eine Flut von Reparaturwünschen und Reklamationen stapeln sich und immer mehr bleibt unerledigt liegen. So ein Saft, wie unserer, wirkt da wie die Aufstockung des Ersatzteillagers für unsere Zellen. Wenn alles dran, drin und gut verschraubt ist an dem Teil, bleiben auch die Beschwerden aus. An diesem Bild labe ich mich, solange es noch keine spürbare Wirkung gibt. So funkle ich denn, vorerst nur in meiner Fantasie, ganz wie neu vor mich hin. Aber das ist ja auch schon eine Wirkung. Schließlich schaffe ich mir mit einem glücklichen Dauergrinsen mehr Freunde als mit einem Trübe-Tage-Gesicht. Das werden Ihnen alle „Erfolgsberater“ bestätigen.

14.01.2010, 5. Tag

Mein Zahn, der mich seit Beginn dieses Erfahrungsberichtes plagt, macht sich zusätzlich durch eine schmerzhafte Ausbuchtung am Zahnfleisch > bemerkbar. Ich nehme die Filmtabletten eines bekannten Breitbandantibiotikums und spüle sie mit meiner Tagesdosis (20 ml) hinunter. Bei dieser Gelegenheit muss ich daran denken, wie präzise diese Mittel wirken. Und ich hoffe nur, dass sich meine „guten“ Bakterien bald von dieser Attacke erholen. Auf dieser Welt scheint nichts alleine gut zu funktionieren. Immer ist es ein Mix aus mehreren Teilen. Das kompliziert unser Leben. Aronia für ein gutes Gefühl und schöne Bilder, GlaxoSmithKline für punktgenaue Reparaturen. Spirituelle, soziale und technische Entwicklung. Schon wieder so ein Konglomerat dessen Einzelteile alleine in unserer gemeinsamen Wirklichkeit keine gute Zukunft bilden …

15.01.2010, 6. Tag
Irgendwas macht irgendwas. Das Ergebnis aber ist erfreulich. Ein leichtes Taubheitsgefühl an den Fingerspitzen, das mir vor gut einem Jahr aufgefallen war, scheint sich zurück zu bilden. Als Vieltipper und Mauslenker vor dem Monitor, fällt das natürlich auf. Vielleicht hat das Vitamin B6 im Aroniasaft meine Nerven aufgepäppelt? Der Morgenkaffee oder die Filmtablette gegen meine Zahnentzündung halte ich nicht für die Verursacher dieses Phänomens. Allerdings ist auch eine Langzeitwirkung des grünen Tees, den ich über Jahre reichlich trinke, nicht ganz auszuschließen. Wie auch immer. Ich freue mich erstmal darüber und warte gespannt auf weitere Erscheinungen um schließlich den Aronia-Kräuter-Saft meiner inneren Komission als Vorschlag zur Ernennung zum wundersames Elixier vorzulegen …

16.01.2010, 7. Tag
Dem Saft beigemengt ist OPC, so nennt sich ein Extrakt aus der Schale roter Trauben. Er beinhaltet bakterienhemmende Polyphenole >. Unter anderem vermindern diese Plaquebildung und die Entstehung von Karies. Auch mein Formosa Dongding Oolong >, ein grüner Tee, hat durch seinen Gerbstoffgehalt eine ähnliche Wirkung. Gemeinsam mit dem Aroniasaft erspare ich mir vielleicht eine neue Zahnbürste samt teurer Zahnpaste. Denn sparen muss man bei einer 65 Euro teuren 700 ml Monatsration. Dieser Saft ist durch und durch elitär. Denn Aronia wird Beere für Beere per Hand gepflückt. Das ist teuer. Dazu kommt noch die aufwändige Herstellung und eine sehr anspruchsvolle Verpackung. Ein Saft weit über meine Verhältnisse, hätte ihn mir Franz nicht mit Mengen Abschlag überlassen. Überlegt man aber wie viel Geld in Glimmstängel investiert wird, oder man für Druckertinte ausgibt, dann relativiert sich der Luxus-Status des Araonia Elixiers.

17.01.2010, 8. Tag
Wir Menschen der westlichen Industrieländer sind gar nicht so viel anders als die Bewohner und Schamanen > des peruanischen Regenwaldes. Manche in unseren verwöhnten Breiten umgeben sich mit hygienisch abgepackten, runden, ovalen Schutzgeistern aus den Riesenhütten unvorstellbar großer und mächtiger Medizinmänner. Führen sich diese in täglichen Ritualen zu und wähnen sich beschützt vor einem Heer böser Kleinstlebewesen, die ähnlich den Walddämonen des Amazonasdschungels das Leben und Glück der Menschen bedrohen. Viele Schutzgeister der modernen Pharmaindustrie sind hochwirksam und wirken unglaublich präzise. Andere wiederum dienen nur dazu um die Sorge um unsere Befindlichkeit zu schüren. Der „Spirit“ meiner Aroniabeeren, gepflückt, gewaschen, gepresst, gefiltert, konserviert und steril abgefüllt, flüstert mir einen letzten Satz zu: „Mich triffst Du nur am Strauch im Boden jenes von der Natur geordneten Landes wo ich hingehöre“. Erraten, ich bin ein wenig abergläubisch …

18.01.2010, 9. Tag
Wie schon eingangs erwähnt, zähle ich nicht gerade zum bewegungsaktiven Teil der Menschhheit. Sport ist mir ein Graus also musste ich mir eine alternative Strategie zur Verbrennung meiner  Kalorien einfallen lassen. Dabei kam ich auf das Sammeln von Mikrobewegungen. Ich wasche das Geschirr unautomatisch, stelle Teekanne und Tasse extraweit von meinem Arbeitsplatz weg und benütze die Toilette im Keller. Nun verschafft mir meine tägliche Aronia Dosis eine weitere Mikrobewegung. 16 Stufen zum  Kühlschrank in der Küche und 16 Stufen wieder zurück. Zusammen also 32 Stufen, das Öffnen und Schließen des Kühlschranks, das Herausnehmen und Reinstellen der Flasche. Eine Mikrobewegungskette wie sie im Buche steht.
Die Taubheit in meinen Fingerspitzen bleibt verschwunden. Ich verteile den Punkt dafür an den Aronia-Saft, weil der mir von allem was ich sonst noch eingenommen habe am sympathischsten ist.

19.01.2010, 10. Tag
Glücklich jene, die sich aus einer intakten Gemeinschaft heraus den Schrecken einer vernetzten Welt widersetzen können. Die ein stabiles Schneckenhaus gegen das Unglück irgendwo auf der anderen Seite des Erdballs haben.  Andernfalls würde man den Boden unter den Füßen verlieren, erschöpft und entmutigt in einem Ozean aus Leid ertrinken. Geradezu obszön kommt es mir heute vor über die Erfahrung mit einem Kräuter-Beerensaft zu berichten, während die Überlebenden des Erdbebens auf Haiti um’s nackte Überleben kämpfen. Nur so geht das nicht. Neben meinem Mitgefühl, habe ich auch eine Verantwortung meiner „heilen“ Welt gegenüber. Dazu zählt, dass ich weitermache. Würde sich der Schrecken epidemisch verbreiten, wären letztlich auch die Helfer bedroht und zu keinen Rettungsaktionen mehr fähig …

20.01.2010, 11. Tag
Heute hat Annemarie einen Brief aus Indien > geschrieben. Sie schreibt über das Dorf in dem Sie zu Gast weilt. Ihre Begeisterung ist ansteckend. Die Menschen in dieser Gegend machen alles richtig. Sie vertrauen den Kräften der Natur, arbeiten viel und essen wenig. Trotzdem ist ihre Lebenserwartung geringer als die unsere. Aber es wäre denkbar, dass ihr Leben oft glücklicher verläuft als das eines Langlebigen in unseren Breiten. Ein langes Leben braucht viel Inhalt. Faszinationen, Begegnungen, Herausforderungen. Darüber dachte ich heute nach als ich meine Aronia Dosis schluckte. Mit Genuss, denn der Saft schmeckt außergewöhnlich gut. Ob ich schon eine Wirkung spüre? Nein nicht direkt, aber das darüber schreiben macht mir von Tag zu Tag mehr Spaß. Auch die Nichtwirkung ist ein Ergebnis so wie ohne eine „0“ als Teil der binären Computersprache, dieser Blog undenkbar wäre. Aber, Geduld. Wir haben es nicht mit einer chemischen Keule zu tun die auf der Stelle wirkt. In dem Saft, so steht geschrieben,  sind Stoffe, die sich sanft und nachhaltig auf den Organismus auswirken.

21.01.2010, 12. Tag
Der durchschnittlich begabte Mensch von heute braucht nichts mehr nicht zu wissen. In Sekunden holt er sich von jedem Fleck der Erde aus dem Internet wonach er sucht.  Von Noam Chomsky > stammt das Zitat: „Overnewest but underinformed“. Daraus basteln wir uns eine Wahrheit, die gerade zur Stimmung passt. Auch kritische und recherchierende Zeitgenossen mit einem anständigen Basiswissen tun sich schwer, im Getümmel der PR-Schlachten verschiedener Lobbies, bezahlter Studien, eitler und voreiliger Veröffentlichungen eine einigermaßen abgesicherte Position zu beziehen. Da bleibt nur ein jahrtausende alter Automatikmodus des Menschen: Das Bauchgefühl. Oder ein Langzeitselbstversuch um wenigstens seinen Enkelkindern einen zuverlässigen Bericht über die bioaktive Wirkung des Aroniasaftes und seinen 39 Kräutern zu hinterlassen.

22.01.2010, 13. Tag
Heute fühle ich mich irgendwie besser. Weniger belastet durch eine handvoll Dauerprobleme die mir mit unterschiedlicher Intensität den Tag eintrüben. Die hartnäckige Zahnfleischschwellung nach einer Worzelbehandlung ist verschwunden und ich spüre eine aufkeimende Lust auf neue Herausforderungen. Kommt der Frühling? War es der Aroniasaft, das Breitband Antibiotikum oder die gestrige Begegnung mit Wolfgang Gerhartner, dem Komponisten aus meiner Taxhamer Nachbarschaft? Oder, was am wahrscheinlichsten ist, alles zusammen. So ist das nun mal. Unser Leben besteht aus einer Unzahl unterschiedlicher Prozesse. Einer beinflusst den anderen, manche laufen als Reserve mit und springen ein wenn ein Prozess schwächelt. Sie bilden „Gangs“, wildern ausserhalb ihrer Bestimmung oder laufen, so wie heute, wie es scheint, besonders harmonisch ab. Aronia als neues Mitglied in meinem Prozess-Zoo? Das gefällt mir.

23.01.2010, 14. Tag
Wissenschaftler stellen uns nur eine Erklärungsebene zur Verfügung auf der wir uns, wenn sich alle geeinigt haben, einigermaßen sicher bewegen können. Darüber hinaus schafft sich jede(r) von uns eine ganz eigene Welt voller Wunder, ungelöster Rätsel, Magie, dunkler und heller Mächte. Hier findet die einzige maßgebliche Wirklichkeit statt. Manche stülpen geschickt ihre Wirklichkeit über die Köpfe anderer, die nennt man dann Religionsgründer, Wahrsager, oder Beutelschneider > .
Der Aronia Saft und die Geschichte meiner Begegnung mit ihm haben eine ehrliche Ausstrahlung. Und ich bin alt genug um zwischen dummen und guten Gefühlen zu unterscheiden und das Klicken zu hören, wenn ein Gefühl harmonisch in das Räderwerk meiner Wirklichkeit einrastet.

24.01.2010, 15. Tag
Der Aronia Saft  ist mit Auszügen aus 39 Kräutern. Beeren und Blüten angereichert. Dazu kommt noch ein Extrakt aus Schalen von Weintrauben. Eine lange Liste auf der Verpackung führt die Inhaltsstoffe an wobei sicher Biotin und der Vitamin B Komplex am besten zu mir passt da ich diese Vitamine in meiner Nahrung etwas vernachlässige. Die zu 100 % wiederverwertbare Verpackung und die Flasche aus robustem Glas, gefallen mir. Auch die Tatsache dass es keine all zu langen Transportwege braucht runden meinen positiven Eindruck ab. Ein Mensch, der sich heute modern nennen will, muss auf diese Dinge achten. Denn es scheint, dass die Zeit der gedankenlosen Verwendung umweltgefährdender Substanzen langsam zu Ende geht. Ich muss meinen Nikotinabusus aufgeben und mich wenigstens etwas bewegen. Sonst setze ich den Erfolg meines Selbstversuches aufs Spiel. Aronia verbraucht dann wahrscheinlich viel zu viele Ressourcen zum Reparieren als zum Verbessern meines Lebensgefühls. Tipp: Gilt natürlich auch für alle anderen Drogen.

25.01.2010, 16. Tag
Im Grunde war es ja schon von Anfang an klar. Aronia ist kein Saft um Spontanheilungen auszulösen oder heftige Glücksgefühle drei Minuten nach der Einnahme, zu erzeugen. Aronia gleicht mit seinen Inhaltsstoffen Mängel in der Zufuhr wichtiger Zellnahrung aus. Ein diskreter Service. Das Wiedersehen mit einem Freund, Liebe, oder ein Lottogewinn löst spontan heftigere Gefühle aus als die ausreichende Versorgung mit Vitaminen.
Trotzdem, es bleiben täglich 20 ml „Gutes Gefühl“, ein feines, vielschichtiges Aroma und eine wunderschöne, rubinrote Färbung. Ein edler Genuß für jene,  die keinen Alkohol mögen aber ihrem Gaumen eine Begegnung mit dem Charisma eines unübertroffen feinen und charaktervollen Edelbrandes gönnen wollen. Auch preislich dürften der alkoholfreie Saft aus der Aroniabeere und ein edler Ausnahmeschnaps ziemlich beieinander liegen.

26.01.2010, 17. Tag
Aronia sei Dank ziehe ich heute mit starken Abwehrkräften in die Schneeschlacht. Hausbesitzer aus der unteren Mittelschicht ohne Hauspersonal müssen selbst Hand anlegen wenn der Gehsteig mit Schnee bedeckt ist. Seit heute trinke ich Aronia aus einem schön geformten Glas. Den Messbecher aus unedlem Material und der Ausstrahlung nach Arzt und Apotheke habe ich weggeräumt. Auch sprachlich gibt es eine Änderung in der Beziehung zu Aronia. Nicht: „Jetzt nehme ich eine Dosies Aronia zu mir“ sondern: Heute gönne ich mir wieder einen edlen, rundum gesunden Genuss“. Dann halte ich ein feine Glas > gegen das Licht der aufgehenden Sonne und erfreue mich an Aronia’s Farbenspiel in der edlen Form. Ja, ein Kleinod mehr in meinem Leben. Und jetzt gehe ich los und suche noch ein paar Tagesperlen.

27.01.2010, 18. Tag
Aus dem vielen Nachgemachten und Beiläufigen unserer Tage das Einmalige zu finden ist weniger Glück, als eine Frage des Anspruchs. Mag man das Besondere, zieht man es magisch an. So gelingt es immer wieder sonderbare Sachen, Geschichten oder Bilder mit besonderer Ausstrahlung dauerhaft oder vorübergehend in meinem Nahbereich zu halten. Mit den Jahren geht es auch immer besser auch das scheinbar Normale mit Hintersinn zu füllen. Man erzählt sich einfach eine neue Geschichte dazu. Geschichten verändern alles. Geschmack, Dimension, Bedeutung…
Mit dem Aronia Saft will ich es wagen und das Produkt von geschliffenen Slogans und Marketingfloskeln befreien. Auch die medizinische Namensgebung mit all den eifrig aufgelisteten Inhaltsstoffen räume ich aus meinen Kopf. Jetzt ist der rubinrote Tropfen bereit für die Wiedergeburt als seltenes Genußerlebnis.

28.01.2010, 19. Tag
Schnee, Schnee, Schnee. In fünf kleinen Schlucken schlürfe ich den dunkelroten Aroniasaft. Dann wechsle ich zur Farbe Weiss auf unserem Gehsteig, der entlang einer Tujenhecke den Garten unseres Reihenhäuschens säumt. Das mach‘ ich nur für die alten Leute in der Gegend und nicht für die lange Reihe blecherner Stinker die auf der angrenzenden Straße parken. So viel Aufwand um oft nur einen Menschen ein paar Meter zu bewegen? Unglaublich. In 50 Jahren wird man uns dafür auslachen. Gäbe es einen Saft der Vernunft,  ich würde ihn glatt jeden Morgen hier gratis verteilen. Obwohl es vielen anders vorkommt. Wir sind vom Zuviel eingekreist. Zuviel Gestank, zuviel Lärm, zuviel Licht. Nur aus der Richtung der Kohr-Anhänger scheinen gute Signale zu kommen: „He, Leute, kehren wir doch zurück zum menschlichen Maß…“

29.01.2010, 20. Tag
An meiner Bank mag ich gar nichts mehr. Außer vielleicht zwei, drei Leute von früher. Damals, als man noch persönliche Kontakte mit seinem Geldhaus pflegte. Heute werde ich wieder mit einer Fülle von Mahngebühren, Spesen und sonstiger Aufwendungen meiner vollautomatisierten Bank konfrontiert. Da tröstet mich nur eines. Ich habe meinen Aronia Saft und die nicht. Nachdem ich meine Bank in aller Stille verflucht habe, wird sie unweigerlich zugrunde gehen. Diesem Ereignis werde ich mit einer Extradosis Aronia beiwohnen und mich über die Macht des David gegenüber des Goliath erfreuen. Rational gesehen habe ich mich auf das Spiel mit Schulden eingelassen und bin im Grunde selbst für die Konsequenzen verantwortlich. Da hilft nur eines. Beinhart sparen und alles solange benützen bis es auseinander fällt. Das ist mein später Neujahrsvorsatz.

30.01.2010, 21. Tag
Heute habe ich begonnen die Techniken des Weinverkostens > an meinem Aronia Saft anzuwenden: Langsam lasse ich ihn auf meiner Zunge Richtung Gaumen und wieder zurück gleiten. Nach etwa 30 Sekunden verströme ich die mit dem Aroma der Aronia angereicherte Luft in der Mundhöhle gleichmäßig aus Nase und Mund. Zum Schluss versickert der auf Körpertemperatur gebrachte Saft mit einem leichten Prickeln über meine Kehle in den am frühen Morgen noch jungfräulichen Magen.
Dieser Saft mag in manchen Menschen nur Hoffnung auf Heilung wecken, für mich aber ist es der stilgerechter, alkoholfreier Ersatz für einen 60jährigen Scotch. Mit einem durchaus vergleichbaren Myfhos behaftet, der sich bei Aronia aus wundersamer Wirkung und der romantischen Herkunft nährt. Wogegen der Scotch das schottische Hochland, Backpipe (Dudelsack) und englischen Landadel in meine innere Bildergalerie holt.

31.01.2010, 22. Tag
Gleich nach der morgendliche Routine, mit ausgeschlafenen Augen und wachem Geist nehme ich mir die Inhaltsstoffe des Aroniasaftes nochmals vor und siehe da – ich finde ein Konservierungsmittel. Kaliumsorbat (E 202) > , Was so gefährlich klingt, ist in der EU zugelassen und kommt auch in den unreifen Früchten der Eberesche vor. Allerdings, so nehme ich an, wurde unser Aronia Kaliumsorbat industriell aus der Sorbinsäure synthetisiert. Na ja, unser Körper nimmt es gelassen und verarbeitet es wie ganz normale Fettsäure (laut Wikipedia). Natürlich oder industriell, qualitativ macht das offenbar keinen Unterschied. Zum meinem Mythos den ich kunstvoll um den Aroniasaft gesponnen habe tur ein „E 202“ weniger gut. Trotzdem,  ich werde mal als pragmatischer Mensch des 21. Jahrhunderts meine Gänsehaut unterdrücken. Ein Vorgang, der sich bei fast jedem Einkauf und bei nahezu allen Massen Nahrungsmitteln mit Haltbarkeitsanspruch wiederholt. Wirklich, wir Romantiker haben es schwer in Zeiten wie diesen.

01.02.2010, 23. Tag
Erstaunlich. Heute ist mir erstmals eine spürbare Veränderung aufgefallen seit ich den Araonia-Kräutermix zu mir nehme. Es ist nicht einfach zu beschreiben. Nur so viel, ich fühle mich insgesamt fester, spüre mich mehr und damit meine ich nicht meine Wehwehchen sondern eine Art Vitalität. Es ist nicht so, dass ich jetzt übersprühe vor Lebenskraft aber eine allgemeine Abgespanntheit und Nervosität haben sich bei gleicher Lebensführung und Ernährung deutlich zurückgebildet. Aus den möglichen Ursachen dieser Veränderung wie Neumond, einem sehnlich erwarteten Honorareingang, Sonnenstürme oder Schwankungen im Magnetfeld der Erde habe ich mich schließlich für den Aronia Saft entschieden.  Guter Saft, bald gehst du zur Neige. Aber vielleicht ermöglichen es deine magischen Kräfte mir einen lukrativen Job zu verschaffen damit ich mir eine weitere Flasche deines köstlichen inhalts leisten kann.

02.02.2010.  24. Tag
Ein Sturmtief aus Nordwest überlagert alle positiven Erfahrungen von Gestern. Es hat mich eine bleierne Müdigkeit erfasst. Mit der verlief auch ein Bankgespräch sehr zufriedenstellend. Müdigkeit kann auch mit Abgeklärtheit verwechselt werden und das kam bei meinem Gegenüber gut an. Der Nordwest macht mich cool. Gut dass ich das jetzt auch weiß. Es ist mein Lieblingswind, der in den vielen Bäumen die meiner Behausung umgeben ganz eigene Geräusche macht. Ganz nebenbei rauscht er in der selben Frequenz wie mein Tinnitus >. Das ist angenehm. So komme ich wieder der Stille näher wenn ich mir vorsage: „Wart‘ noch ein wenig, gleich nach dem Wind wird’s ruhig. So stelle ich mir die Stille dann vor auf die ich schon seit über 10 Jahren verzichten muss…

03.02.2010, 25. Tag
Noch kennen wir nicht alle Instrumente im Orchester unser täglichen Befindlichkeit. Nur die weniger diskreten, die lauteren und ganz lauten wie Schmerz und Glück. Der Alltag spielt bei mir im Augenblick piano auf einer leise vorgetragenen Melodie. Der Saft der Aronia Beere klingt wie eine sanfte Umkreisung des Grundthemas mit der Tonschale. Beständigere und wohlhabendere Menschen als ich einer bin, können ihren Aronia Saft beruhigt ihr ganzes Leben einnehmen. Wie er letztlich konkret auf die Gesundheit wirkt, wird, wie Franz in seinem Kommentar bemerkt,  sehr von der einzelnen Person abhängen. Nach allgemeinem Wissensstand wirken sich die vielen Inhaltsstoffe in entsprechender Dosierung günstig auf bestimmte Entwicklungen im Körper aus. Manche werden es deutlich spüren, manche wie ich, können es sich spüren lassen und andere wieder bemerken gar nichts.

4.2.2010, 26. Tag
Aronia hat mir geholfen die Nullen zu killen. Endlich. Stereotypen sind gut für unsere allgemeine Begriffsdatenbank weil sie den Austausch von Botschaften erleichtern. Nehmen sie aber überhand, würgen sie Vielfalt und Kreativität ab. Also schön ausgewogen bleiben. Ich mach von heute an Nullen vor einer Zahl > im Datum wann und wie es mir passt. Den anglizistischen Versuch mir mein Datum zu versauen habe ich immerhin erkannt und abgewehrt. Nur den Nullen bin ich auf den Leim gegangen. Digital hin oder her. Ich will doch nicht sein wie ein moderner aber sonst reichlich dämlicher Wecker der mir jeden Morgen eine riesige Null vor der Sieben ins Gesicht schleudert. Fast könnte man meinen es handle sich um eine Maßnahme politischer oder kirchlicher Kräfte um uns zur Bescheidenheit anzuhalten und den noch Verschlafenen im Lande ihre Unwichtigkeit vor Augen zu führen. Aus. Seit ich durch die täglichen Texte zu Aronia ein Datum unter das andere setze, bin ich euch Nullen am Tag 26 auf die Schliche gekommen. Danke, Aronia!

5.2.2010, 27. Tag
Die Weltgesundheits Organisation (WHO) hat in einem Bericht aus den 1990er Jahren festgestellt, dass die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung in weiten Teilen der Erde ohne lokaler naturheilkundiger Schamanen nicht gewährleistet wäre. Wir in unserer  hochtechnisierten und vollversorgten Zivilisation verfügen über eine weitaus bessere Magie um die Menschen in unserer Gesellschaft gesund zu erhalten. Trotzdem fehlt uns oft das gute Gefühl dabei. Kokett weichen wir dann in die Vergangenheit aus oder borgen uns Rituale und Heilkunst fremder Kulturen aus. Im Ernstfall steht uns ja immer noch das ganze Arsenal hochwirksamer pharmazeutischer Produkte zur Verfügung. Ein Leben im Einklang mit der Natur und mit sich selbst zu leben  ist eine hoch elitäre Angelegenheit. Und das ist gut so. Würden sich die Massen aus den hässlichen Betonschachteln der Vorstädte auf den Weg in die Natur machen, wäre es um sie geschehen. Trotzdem, ein wenig geht immer um seinen Lebensraum, Balkon, Wohnung, Garten und Lebensgewohnheiten umzugestalten. Viele, auch ich der „Suburb“ (Suburbanes Wesen) aus Taxham, versuchen es. Dabei wird die Sehnsucht nach Stille, Schönheit, sauberer Luft und wirklich dunkle Nächte, zu einem Teil unseres Lebens über den man gerne und viel nachdenken kann.

6.2.2010, 28. Tag
Zwischen Mensch und seiner Wirklichkeit schaltet sich immer raffiniertere Technik. Das nennt man in seiner aktuellen Ausprägung Erweiterte Realität >. Man lässt durch technisches Gerät fremd erkennen, statt seine eigenen Sinne zu nutzen. So geht es uns schon mit dem Fernglas, Satelitenaufnahmen, Fernsehen oder Musik aus dem iPod. Fremd erkennen lassen hat eine Tradition,  so alt wie die Menschheit selbst die  maßgeblich zum Erfolg unserer Spezies beigetragen hat. Der Aronia Saft, so vorteilhaft er für unsere Gesundheit sein mag, ist ein gutes Beispiel. Ich weiß nicht ob wirklich 39 Kräuter, Beeren und Blüten in ihm stecken und soll dabei  der 900 Jahre alten Rezeptur einer katholischen Mystikerin vertrauen, die, würde sie heute leben, möglicherweise eine andere Kombination gewählt hätte. Schließlich haben wir Menschen uns auch im Laufe der Jahrhunderte verändert. Metabolisch und geistig. Schon die Umwelteinflüsse haben sich dramatisch geändert. Feinstaub, Gase, Gifte und zum Ausgleich die wahrscheinlichen Ursachen für unsere zunehmende Langlebigkeit (auch eine Fremderkennung) Hygiene, medizinische Versorgung und gesicherte Grundversorgung. Trotz aller Skepsis, ich mag den Saft noch immer. Er hat mich nicht umgebracht, meinen Alltag durch Nachdenken und ein kleines Morgenritual bereichert. Ob er mich jünger und schöner gemacht hat? Dazu werde ich noch ein paar Freunde befragen.

7.2.2010, 29. Tag
Auch am 29. Tag meines Selbstversuches bleiben die Auswirkungen der gesafteten Aronia Beere auf meine Befindlichkeit überschaubar. Wahrscheinlich liegt das an der kurzen Anwendungszeit und daran dass ich entweder zu wenig krank dafür war oder schlicht die falschen Leiden habe. Kann auch sein, dass mich meine Skepsis an einen sicht- und spürbaren Erfolg vorbeigeführt hat. Aber niemand soll sich von meinem Bericht abgehalten fühlen, es ist durchaus möglich, dass ein Saft aus der Aronia Beere bei anderen Menschen wahre Wunder vollbringt. Wir kennen das Phänomen auch aus der Homöopathie dem Schamanismus und tiefster religiöser Hingabe. Etwas das nicht sein kann, führt trotzdem zu Spontanheilungen. Was sie auslöst. darüber hält der Streit unter Fachleuten unvermindert an.
Noch etwas zur Dosierung des Aronia Saftes: Halten sie möglichst die auf der Packung angegebenen Tagesmengen ein. Manche Säfte. so wie meiner, sind mit vielen anderen natürlichen Inhaltsstoffen angereichert, die sich bei Überdosierung von gar nicht bis unangenehm auswirken können. Für den reinen Aroniasaft gilt: Folgen Sie ihren natürlichen Bedürfnissen und leiden Sie verdient bei jeder Form von Übertreibung.

8.2.2010, 30. Tag
Hier ein paar Links über’s alt werden und gesund bleiben die ich während meiner 30 Tage mit Aronia entdeckt habe:

Resveratrol > Ewige Jugend aus der Rotweinflasche?

Interview mit Harvard Forscher David Sinclair: „Altern ist eine Krankheit“ >

Und noch ein Artikel über die Unsterblichkeit >

Neues aus der Resveratrol Forschung >

Kritisch betrachtet > Forschung und Profit

Halcyon will Menschen vom Körper befreien >

Chilenische Rotweine > mit besonders viel Resveratrol

OPC (Oligomere Proanthocyanidine) > Der Radikalenfänger

Michaela Hinkel (Deine Gesundheit) über OPC >

Aronia Beeren > Vitaminspender aus dem Norden

Auch Vögel kennen ihr Geheimnis >

Grüner Tee > auch ein besonderer Saft

Aronia Beeren selber pflücken >

Aroniasaft kinderleicht selbst gemacht >

Aronia Beeren in kleinen Mengen auch roh unbedenklich >

Tinnitus, Licht am Horizont? >

Ewig leben? > Ein Interview in der FAZ mit Ray Kurzweil

Buchtipp: Zukunft Altern, Individuelle und gesellschaftliche Weichenstellungen >

Fruchtfarbe bestimmt das Risiko … >