Günther Witzany stellt Kohr Rede vor

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„Am Vorabend von 1984“ nannte Leopold Kohr seine Dankesrede zur Verleihung des „Alternativen Nobelpreises“ (Right Livelihood Award) im Dezember 1983 in Stockholm. Jetzt, 30 Jahre danach, hat sie an Aktualität nichts eingebüßt. Ganz im Gegenteil. Die Ereignisse der letzten Wochen und Monate bestätigen Kohrs mahnende Worte auf selten eindrucksvolle Weise. Am 18. März 2014 stellte sie der Salzburger Forscher und Philosoph Günther Witzany > in der Kohr-Akademie vor. Der ausgewiesene Kohr-Kenner und Mitherausgeber vieler Kohr-Schriften präsentierte die englisch gehaltene Rede erstmals als Text in deutscher Übersetzung von Andreas Wirthensohn >.

Leseprobe aus der Dankesrede: „Am Vorabend von 1984“ zur Verleihung des Alternativen Nobelpreises 1983

livelihoodaward225Es ist eine große Ehre, anlässlich der Verleihung des „Alternativen  Nobelpreises“ 1983 eine Rede halten zu dürfen, am Vorabend dessen, was eines der schicksalsträchtigsten Jahre in der Geschichte zu werden droht, nämlich George Orwells 1984.

Es besteht freilich immer die Möglichkeit, dass sich die Dinge besser entwickeln, als er sich das ausgemalt hat. Unsere Politiker von der Rechten wie von der Linken müssen sich nur davon überzeugen lassen, eine dritte Alternative zu den Optionen zu wählen, die ihre gegensätzlichen Ideologien zu bieten haben und die beide hoffnungslos in die gleiche Richtung führen: in den Abgrund der nicht mehr beherrschbaren Größenverhältnisse. Sie ähneln in gewisser Weise den Kapitänen eines Bootes, das auf dem Niagara River dahintreibt und das, nachdem ein Leck aufgetreten ist, welches die kapitalistische Besatzung nicht mehr abdichten kann, von einer sozialistischen Crew übernommen wird, dank deren unverbrauchter Energie und unbekümmertem Herangehen der Schaden sofort behoben werden konnte. Scheinbar eine wunderbare Sache. Doch wie gesagt, das Boot treibt auf dem Niagara dahin. Die Folge ist: Was so effektiv repariert wurde, sorgt dafür, dass das Boot gerade deshalb schneller in den brodelnden Abgrund der großen Wasserfälle stürzt, weil es in besserem Zustand ist als mit dem kapitalistischen Leck. Die Reparatur verschafft der Besatzung den gleichen Trost, den ein walisischer Arzt für die medizinisch bestens versorgten und unablässig joggenden Bürger der Vereinigten Staaten bereithielt: Sie landen in perfekter Verfassung auf dem Totenbett. Die Besatzung hätte etwas ganz anderes tun sollen: nicht das Boot reparieren, sondern es versenken und selber ans Ufer schwimmen. Das wäre die rettende Alternative gewesen, nicht der Ideologiewechsel… Die ganze Rede als PDF >

Günther Witzanys Europakarte der regionalen Vielfalt >

Die Europakarte von Günther Witzany zeigt Europas Vielfalt an Ethnien die in der Summe Europas Kultur bis heute formen. Vor ihm versuchte sich auch der niederländische Kohr-Freund und Biertycoon Freddy Heinecken > an einer Aufteilung Europas in Regionen. Allen Nivellierungsversuchen zum Trotz sprießen allenortens kleine Kohr-Zellen mit großer Strahlkraft hervor. Vieles geschieht ohne die breite Aufmerksamkeit des Mainstreams. Denn die Botschaft aus diesen Aktivitäten ist viel zu unspektakulär für die Massenmedien: „Wir wollen einfach glücklicher Leben und dazu brauchen wir nicht immer mehr und immer neueres Zeugs sondern eine handvoll Freunde mit denen wir in Ruhe unseren Lebensraum gemeinsam gestalten. Und wie das innerhalb einer verkehrs- und konsumverrückten Massengesellschaft gehen soll, wie man die dazu notwendigen Freiräumen erobert und diese auch behält. Darüber denken sie nach, in der Leopold Kohr Akademie.

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Das Heumascherl ist Erkennungszeichen der Flachgauer Bioheubauern die ihre Kühe ohne Silage füttern und so eine außergewöhnlich gute Milchqualität erzielen.

Die Leopold Kohr Akademie ist das Refugium eines kleinen aber höchst aufmerksamen Kreises nachdenklicher Menschen aus den unterschiedlichsten Gesellschaftskreisen. Hier knistert es freundlich zwischen Akademikern und Nichtakademikern. Die Flachgauer Bioheubauern > treffen auf Historiker und den neugierigen Jungen in der Runde erschließen sich gute Kontakte zum Nachfragen. Eine Erfahrung die man gerne in die Länge ziehen würde. Gerade weil der Diskussionsteil viel zu kurz geriet. Susanna und Christian Vötter > begrüßten diesmal auch den ressortverantwortlichen Landesrat für Land-, Forst- und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Dr. Josef Schwaiger >, Den Arzt und Zeller Grünenpolitiker Dr. Fidelius Krammel > (Bildung und Umwelt) sowie den Journalisten und Vorkämpfer für das Privatradio in Österreich, Erich Holfeld >. Auch ein treuer Begleiter der Kohr Akademie war da. Dr. Reinhold Wagnleitner >, Historiker, Autor und Professor für den Fachbereich Geschichte.

 

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Linktipps:
„… Regionen robuster als Nationen?“ Blog-Diskussion in der FAZ >
Right Livelihood Award (Alternativer Nobelpreis) >
Leopold Kohr Akademie >

 

(Auf dem Titelbild links, Hilda Peterlechner >, Salzburger Projektmanagerin. Rechts, der Vortragende Günther Witzany. Foto (c) by kama)


 

 

 

 

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