Philosophie ist „machbar“

1985 eröffnete Günther Witzany mit Telos die erste philosophische Praxis in Salzburg. Witzany hatte bei den Theologen in Salzburg Philosophie studiert und dann bei Annemarie Pieper in München mit einer Arbeit über „Normenbegründung – Normendurchsetzung“ promoviert. Diese Arbeit hatte bereits einen praktischen Zug, als es auch darum ging, (ganz im Sinne von Joseph Beuys) das Verständnis des eigenen Lebens als „Werkstoff“ in kreativer Eigenverantwortung in Richtung eines „Gesamtkunstwerk zukünftiger Gesellschaftsordnung“ selbstbestimmt zu formen.
Kurz nach der Promotion las Witzany > zwei Bücher von Gerd Achenbach über dessen Philosophische Praxis. „Das ist es!“ dachte er, „Alltagsprobleme philosophisch bedenken, Lösungsvorschläge erarbeiten und praktisch umsetzen“. Ihm war aber klar, dass dieser Weg schwierig werden würde. Dennoch gründete er im Herbst 1985 Telos, die erste Philosophische Praxis außerhalb Deutschlands überhaupt, wozu er einen offiziellen Gewerbeschein erwerben musste. Witzany nannte seine Neugründung „Telos“, da es darum gehen sollte, neue Wege des Denkens und Handels, der kreativen Problemlösungsprozeduren und deren Umsetzungen und deren Vermittlung an ein vorwiegend nicht-akademisches Publikum gehen. Diese Vielfalt und
die Kohärenz zwischen Thema und konkreter Umsetzung macht den Kern von Witzanys Verständnis von Philosophischer Praxis bis heute aus. Von Anfang an war dieses Konzept der kreativen Problemlösungen im konkreten Alltagsgeschehen daher wesentlich anders bestimmt als andere Konzepte der
Philosophischen Praxis, die vornehmlich auf den Fundus bekannter Philosopheme zurückgriffen.

Das kürzlich veröffentlichte Buch erzählt die Entwicklungsgeschichte seiner Philosophischen Praxis und beschreibt Projekte die aus ihr hervor gegangen sind. Auch LeserInnen, die sonst nichts mit Philosophie am Hut haben, kann das Buch dazu inspirieren lustvoll das eigenes philosophisches Potential zu ergründen. Bei Amazon kaufen >

Quelle: Information Philosophie > Heft 4/2016. Autor ist der Herausgeber Peter Moser.